Zero Waste: Wie klappt der Einstieg in den umweltbewussten Lifestyle?

Verwendeter To-Go-Kaffeebecher auf dem Waldweg

Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Der schnelle Konsum von Produkten aller Art und der verschwenderische Umgang von Ressourcen haben ernste Folgen. Besonders die Umwelt leidet unter der zunehmenden Verschmutzung wie den Plastikmassen in den Weltmeeren. Auch der Klimawandel geht auf das Problem zurück. Die Folgen betreffen sogar unsere Gesundheit. Eine Möglichkeit, um den destruktiven Kreislauf nicht mehr selbst zu befeuern, ist das Mitmachen in der Zero-Waste-Bewegung im Alltag.

Was ist Zero Waste?

Zero Waste heißt übersetzt „kein Müll“. Es geht aber nicht darum, gar keinen Müll mehr zu produzieren. Das ist fast unmöglich. Anhänger der Bewegung wollen aber den täglich anfallenden Müll auf das individuell mögliche Minimum reduzieren. Und zwar nach und nach, ohne sich Stress zu machen. Ein ökologischer Fußabdruck wird durch diese Maßnahmen deutlich kleiner. Es muss niemand von heute auf morgen müllfrei leben wie die Vordenkerin Beá Johnson. Die Kalifornierin lebt mit ihrer Familie schon seit 2008 weitgehend müllfrei. Es ist ihr gelungen, den jährlich anfallenden Müll auf ein einziges Ein-Liter-Einmachglas zu reduzieren. Zum Vergleich: Entsorgungsbetriebe rechnen in Deutschland mit 15 Liter Abfallvolumen pro Woche und Person – und damit ist nur der Restmüll gemeint.

Das Prinzip der 5R’s nach Beá Johnson

Beá Johnson war die erste, die ihre Erfahrungen mit Zero Waste als Buch veröffentlichte und ein Konzept entwarf. Daran kann sich jeder orientieren, um selbst ein bisschen müllfreier zu leben und die Auswirkung auf die Natur abzumildern. Es umfasst als wichtiges Grundprinzip die 5R’s:

  1. Refuse
  2. Reduce
  3. Reuse
  4. Recycle
  5. Rot

Die 5 R zu Zero Waste

1. Refuse (Ablehnen)

Die einfachste Möglichkeit, um das eigene Müllaufkommen zu reduzieren, ist den Konsum einzuschränken. Natürlich lässt sich der Konsum nicht vollkommen einstellen, denn jeder braucht Dinge des täglichen Bedarfs. Doch vieles von dem, was der Handel anbietet, ist überflüssig. Das könnte der neue Schlüsselanhänger sein, der spontan gekauft wurde, oder das neueste Handy, falls man noch ein funktionsfähiges, aber älteres Modell besitzt.

Refuse lässt sich weiter ausdehnen. Werbung im Briefkasten wird oft überhaupt nicht gelesen, sondern wandert sofort in den Altpapierstapel. Mit dem „Keine-Werbung“-Aufkleber am Briefkasten bleibt die Werbeflut zumindest auf dem Postweg weg. So lassen sich auch To-Go-Becher aus Pappe vermeiden, indem man einen wiederverwendbaren Becher mitbringt. In der Zero-Waste Bewegung gibt es unzählige weitere Tipps für Refuse – etwa in der Küche, im Badezimmer oder auf Reisen.

2. Reduce (Reduzieren)

Viele Menschen sammeln gern. Daran muss auch niemand etwas ändern, sofern es Spaß macht. Problematisch ist es, wenn sich immer mehr Dinge im Haushalt ansammeln, die man nicht braucht. Singles nutzen sicher keine 15 Kaffeebecher. Familien kommen auch mit einem Fernseher aus. Insbesondere bei der Kleidung fallen manchmal überflüssige Massen an. Viele davon werden nie getragen, weil sie nicht richtig passen oder sie sich nicht zu einem gelungenen Outfit kombinieren lassen.

3. Reuse (Wiederverwenden)

Einwegverpackungen haben eine negative Auswirkung auf die Umwelt. Sie fallen überall an: in der Küche, im Badezimmer und sogar auf Reisen. Dabei ist es vergleichsweise einfach, sie zu vermeiden. Am einfachsten ist es, auf Einwegflaschen zu verzichten. In Deutschland gibt es erstklassiges Leitungswasser, das jederzeit in wiederverwendbare Flasche abgefüllt werden kann. Die sind in Edelstahlausführung auch leichter und robuster als Glas.

Es gibt noch weitere Möglichkeiten, Einmalartikel zu vermeiden und der Wegwerfgesellschaft zu trotzen. Beim Kauf von Lebensmitteln an den Frischetheken spricht nichts dagegen, eigene Dosen oder Beutel mitzubringen. Strohhalme sind fast immer verzichtbar. Papiertaschentücher sollten grundsätzlich nur einmal verwendet werden – die Alternativen aus Stoff lassen sich in der Waschmaschine waschen.

Das Reusing im Alltag geht über Einmalartikel hinaus: Kleine Löcher in der Kleidung sind schnell genäht. Defekte Fahrräder und Elektrogeräte lassen sich häufig reparieren. Schlappe Pflanzen werden mit etwas gezielter Pflege vielleicht wieder munter. Durch das Wiederverwenden spart man große Mengen Ressourcen ein, vermeidet Plastikmüll und anderen Abfall und hat natürlich auch mehr Geld in der Tasche.

4. Recycle (Recyclen)

Manche Abfälle lassen sich nicht vermeiden – nicht einmal bei der konsequentesten Umsetzung des Zero-Waste-Konzepts. Die drei wichtigsten Sparten beim Recycling sind Kunststoffe, Altpapier und Elektroschrott. Viele Menschen glauben fälschlicherweise, dass Kunststoffe in Deutschland sehr intensiv recycelt werden, weil es hierzulande den „Gelben Sack“ oder die Wertstofftonne gibt. Doch tatsächlich werden nur etwa 16 Prozent Plastikmüll aus Küche, Badezimmer und der Industrie recycelt.

Während aus Altpapier zu mehr als 70 Prozent neue Produkte wie Recycling-Toilettenpapier gemacht wird, sieht es bei Elektroschrott wieder schlechter aus. Alte PC-Monitore landen zum Beispiel oft in Ghana, wo die arme Bevölkerung die Isolierungen unter Gefährdung der Gesundheit abbrennt, um die freigelegten Metalle zu verkaufen. Um Probleme wie diese zu meiden, ist es wichtig, die offiziellen Entsorgungswege von Elektromüll zu nutzen.

5. Rot (Verrotten)

Schalen sind eine natürliche Verpackung. Bioabfall lässt sich im Alltag einfacher als Plastikmüll im Sinne des Zero-Waste-Konzepts entsorgen, deshalb sollte man so oft wie möglich selbst mit frischen Obst und Gemüse kochen. Ein Komposthaufen hat sich bewährt. Er steht aber meist nur Landbewohnern zur Verfügung. In der Stadt bietet sich der Einsatz der Biotonne an. Nach der Entleerung werden die Abfälle oft für die Energieversorgung verwendet. Eine Auswirkung von Abfällen aus der Küche, mit der man gut leben kann.

Unsere Tipps: Wer kein eigenes Land besitzt, kann seinen Bioabfall trotzdem kompostieren. Organische Abfälle lassen sich zum Beispiel in einer „Wurmkiste“ zersetzen. Diese wird von Kompostwürmern bewohnt, die sich den Bioabfällen annehmen und sogar einfache Pappe zersetzen können. Es gibt daneben Kompostvarianten ohne Würmer.

Leere Plastikflasche wird in den Recyclingbehälter getan

Plastikmüll und Mikroplastik: Auswirkung auf Umwelt und Mensch

Plastikmüll aus dem Alltag und der Industrie ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Wie bereits erwähnt, wird nicht einmal im Recycling-Land Deutschland jeglicher Kunststoffmüll recycelt. Ein Großteil wird ins Ausland verkauft, wo er angeblich weiterverarbeitet wird. Die Länder, die den Müll annehmen, haben anders als die windigen Geschäftsleute aber keinen Vorteil davon. Häufig liegt der Abfall ungeschützt auf Deponien oder wird in den nächsten Fluss geschüttet. Von dort aus fließt der Plastikmüll aus unserem Alltag mit dem Wasser weiter, bis es irgendwann in einem Ozean landet.

Als direkte Auswirkung gibt es heute gleich mehrere Müllstrudel in den Weltmeeren, die größer sind als die Fläche Deutschlands. Am sichtbarsten ist der Müll aber an den Küsten und Stränden, wo er angespült wird. Die Mengen empfinden viele Touristen bereits als erschreckend, doch sie sehen immer nur winzige Bruchteile des Problems.

Das Problem von Plastik aus der Wegwerfgesellschaft

Plastik ist robust und langlebig. Die klassische Plastiktüte darf zum Beispiel nicht reißen, wenn ein Einkauf darin transportiert wird. Das Material ist so widerstandsfähig, dass es Jahrhunderte braucht, bis es vollständig zersetzt ist. Während dieser Zeit führen mechanische Reibung und Sonnenlicht dazu, dass das Plastik mit der Zeit porös wird. Schließlich zerfällt der Kunststoff in seine kleinsten Teilchen. Plastikmüll ist es dann noch immer. Mehr Informationen über das große Problem der Zersetzungszeiten gibt es hier.

Das Mikroplastik in den Meeren stammt auch aus anderen Quellen. Zu einem beträchtlichen Teil stammt Mikroplastik aus Pflegeprodukten. Am deutlichsten ist das wohl bei Peelings, deren Peelingkügelchen aus reinem Plastik bestehen. Doch Mikroplastik kommt auch aus unserer Kleidung. Viele moderne Stoffe sind nichts weiter als Kunststoff. Beim Waschen lösen sich Fasern und fließen dann über das Abflusssystem bis in die Ozeane.

Von Küche und Badezimmer in den Fischkörper

Doch die Auswirkung von Mikroplastik betrifft nicht nur die Umwelt. Das Mikroplastik wird von vielen Tieren im und am Wasser gefressen. Immer wieder werden Fotos von halbverwesten Vögeln bekannt, deren Magen mit bunten Plastikteilchen gefüllt waren. Auch Fische nehmen Mikroplastik über die Nahrung auf. Es reichert sich in ihren Körpern an und landet letztendlich über die Nahrungskette auf den Tellern derjenigen, die Fisch essen. Wie bei den Fischen reichert sich das Mikroplastik auch im menschlichen Körper an und führt dort zu Problemen. Jeder Mensch soll mehrere Gramm Plastik in seinem Körper haben, das durch gefährliche Inhaltsstoffe Krankheiten auslösen kann.

Unsere Tipps: Daher gilt für alle Menschen, die zu Hause in Küche und Badezimmer konsequent nach dem Zero-Waste-Konzept leben und die Umwelt schützen möchten, dass sie möglichst bewusst konsumieren sollten. Es geht also auch darum, den versteckten Müll in Pflegeprodukten oder Kleidung zu meiden und zu umweltfreundlicheren Alternativen zu greifen.

Öko-freundliche Zero Waste Küche

Kleiner ökologischer Fußabdruck: Zero Waste im Alltag anwenden

Vieles spricht also dafür, etwas gegen das Müllproblem der Wegwerfgesellschaft zu unternehmen. Wer die fünf R’s des Zero-Waste-Konzepts umsetzt, leistet einen gewaltigen Beitrag. Dies reduziert die gefährliche Auswirkung, die zum Beispiel von Plastikmüll auf die Umwelt und die Gesundheit ausgeht. Doch wie fängt man an, Zero Waste im Alltag umzusetzen?

Zero Waste Tipps für die Küche

  1. Viel frisch kochen statt Fertigessen oder Lieferdienste nutzen
  2. Auf mehrfach verpackte Süßigkeiten und Einmal-Küchenpapier verzichten
  3. Einkaufen mit wiederverwendbaren Behältern wie Jutebeuteln, Gemüsenetzen oder Edelstahldosen
  4. Einkaufen in Unverpacktläden oder auf dem Wochenmarkt
  5. Mülltüten aus Papier statt aus Plastik verwenden
  6. Mehrweg- statt Einwegflaschen nutzen
  7. Baumwolllappen statt Plastikschwamm
  8. Reinigungsmittel selbst herstellen
  9. Bioabfälle kompostieren
  10. Defekte elektronische Küchengeräte reparieren statt ersetzen

Zero Waste Tipps für das Badezimmer

  1. Kaffeesatz statt Peelings für die Haut verwenden
  2. Haarseifen sind gegenüber Shampoos ergiebiger und verpackungsfrei zu kaufen
  3. Rasierhobel im Badezimmer statt Einwegrasierer
  4. Apps wie Codecheck nutzen, um Hygieneprodukte auf Mikroplastik zu untersuchen
  5. Abschminken mit waschbaren Baumwollpads statt Einmaltüchern
  6. Bambuszahnbürste statt Plastikmodell nutzen
  7. Verstopften Abfluss mittels Pümpel freimachen statt Chemie zu verwenden
  8. Feste Seife kaufen statt Flüssigseife im Plastikspender
  9. Mestruationstassen oder Periodenslips statt Tampons und Binden verwenden
  10. Wattestäbchen aus Papier statt Plastik nutzen

Zero Waste Tipps auf Reisen

  1. Eigene Trinkflasche mitnehmen
  2. Einmalbesteck beim Essen durch wiederverwendbares Besteck vermeiden
  3. Eigene Pflege- und Hygieneprodukte einpacken statt vor Ort neu kaufen
  4. Elektronische Tickets kaufen
  5. Grüne Unterkünfte und Trips buchen
  6. Shoppingtouren zum Zeitvertreib vermeiden
  7. Selbst kochen statt ins Restaurant gehen
  8. Drinks ohne Strohhalm bestellen
  9. Am Strand eine Runde Müll sammeln gehen
  10. Equipment leihen statt kaufen (z.B. Skier für den Skiurlaub)

Frau kauft in einem Unverpackt-Laden ein

So wird der ökologische Fußabdruck kleiner

Wer das Zero-Waste-Konzept als sinnvoll empfindet, kann sogar noch mehr tun, um der Umwelt und sich selbst etwas Gutes zu tun. Es folgen zehn Tipps, mit dem ein ökologischer Fußabdruck noch weiter schrumpft.

1. Weniger tierische Produkte essen: Die Fleisch-, die Milch- und die Eierindustrie sind maßgeblich für den Klimawandel verantwortlich. Zudem bereiten sie den Tieren in diesem System erhebliches Leid. Laut Studien sind zu viele tierische Lebensmittel außerdem nicht gut für die Gesundheit. Ein ökologischer Fußabdruck lässt sich durch mehr pflanzliche Lebensmittel auf dem Teller erheblich verkleinern.

2. Regional einkaufen: Auch wenn die Bananen aus der Südsee lecker sind, müssen sie erst einmal zu unseren Supermärkten transportiert werden. Das benötigt sehr viel Energie, weshalb man bevorzugt das heimische Obst und Gemüse kaufen sollte.

3. Saisonal einkaufen: Erdbeeren sind heimisch, allerdings gibt es sie inzwischen auch ganzjährig zu kaufen. Das liegt daran, dass sie unter hohem Energieeinsatz in Treibhäusern gezogen und dann zu uns gebracht werden. Mit Saisonkalendern kann man prüfen, welche Nahrungsmittel gerade Saison haben, um Energie zu sparen.

4. Kein Essen wegwerfen: Jedes Lebensmittel, das wir kaufen, wurde vorher produziert. Dabei kommen Energie, Arbeitskraft und viele weitere wertvolle Ressourcen zum Einsatz. Indem man nur das kauft, was man wirklich verbraucht, geht man sorgfältig mit den verfügbaren Ressourcen um.

5. Kleiner wohnen: Eine große Wohnung muss man erstmal mit Möbeln füllen, außerdem braucht man viel Energie zum Heizen und viel Zeit zum Putzen. Ein ökologischer Fußabdruck schrumpft mit der Wohnungsgröße.

6. Heizung runterdrehen: Wer seine Heizung anstellt, verbrennt in vielen Fällen Rohöl oder verbraucht Strom. Es lohnt sich, die Wohnung nicht zu stark zu beheizen und sich stattdessen wärmer anzuziehen. Wärmer als 18 bis 21 Grad sollte es in der eigenen Wohnung nicht haben.

7. Gebrauchtes kaufen: Um der Wegwerfgesellschaft zu trotzen, kann man auch Gebrauchtes kaufen. Warum ein neues Fahrrad kaufen, wenn man viel günstiger ein gutes Gebrauchtes bekommt?

8. Auf das Auto verzichten: Ein Auto macht den Menschen zwar mobil, doch es gibt viele überflüssige Autos in diesem Land. Stadtbewohner kommen zum Beispiel gut mit dem ÖPNV herum. Auch das Fahrrad oder die eigenen Füße helfen bei der Bewältigung von Distanzen. Nur diejenigen, die das Auto wirklich brauchen, sollten es nutzen. Denn Autos verursachen erhebliche Mengen Abgase, sie sind teuer und sind für den Klimawandel mitverantwortlich.

9. Weniger Reisen: Auch wenn es Spaß macht und den Horizont erweitert, sind Reisen nicht gut für die Umwelt. Vor allem Reisen innerhalb Deutschlands kann man auch entspannen. Statt dem Flugzeug sind Reisen mit den Bahnen umweltfreundlicher.

10. Digitalisieren: Bürokratische Vorgänge erfordern große Mengen Papier. Vieles lässt sich aber digitalisieren. Statt eine Bewerbung per Post zu versenden, funktioniert das oft auch mittels E-Mail. Das spart Ressourcen und Müll. Dasselbe gilt für den Unterhaltungsbereich: Bücher gibt es oft auch als digitales E-Book. Und statt der DVD stehen Filme und Serien per Streaming zur Verfügung.

Ein ökologischer Fußabdruck lässt sich heute übrigens im Internet berechnen. Es gibt diverse Anbieter, die solche Tools online zur Verfügung stellen.

 

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