Schwimmende Müllinseln und Mikroplastik in den Meeren – das können wir dagegen tun

Plastikmüll im Meer – so verheerend ist Einwegplastik wirklich

Die zunehmende Verschmutzung der Weltmeere ist längst nicht mehr nur an einigen wenigen Stränden sichtbar. Vielerorts rund um den Globus können wir bereits heute die Folgen unserer Wegwerfgesellschaft am Strand oder im Wasser beobachten. Zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen Plastik landen jedes Jahr im Meer – das erfordert natürlich schnelles Umdenken, denn diese Zahlen sind alarmierend. Vor allem auch wegen der langen Zersetzungsdauer von Plastik.

Müllberg am Strand

Die Bedeutung von Plastikmüll im Meer und die Folgen für Mensch und Natur

Mehr als 150 Millionen Tonnen Plastik befinden sich bereits in den Ozeanen und dies in ganz unterschiedlichen Formen. Teilweise handelt es sich um einzeln durch die Meere „streunende“ Abfälle wie Plastiktüten, Strohhalme und Co., teilweise um Mikroplastik – als Kleinstpartikel – und teilweise um größere Ansammlungen. Diese sogenannten Müllstrudel sind Inseln aus Plastikmüll. In diesen Müllsammlungen fangen und verkeilen sich immer mehr Teile, die größte dieser Inseln ist die Great Pacific Garbage Patch im Nordpazifik. Diese besitzt inzwischen die Fläche von Mitteleuropa (!) und treibt als Gefahr für das Ökosystem der Meere umher.

Was aber macht Plastik so gefährlich?

Zum Einen ist Plastik ein Rohstoff, bei dessen Zersetzung chemische Giftpartikel entstehen können. Diese sind für Tiere genau so gefährlich wie für den Menschen, durch die Nahrungskette landet Mikroplastik in den Meeren früher oder später auch bei uns auf dem Teller. Zu den Bestandteilen des Plastiks zählen auch hormonelle Gefahrenquellen wie Weichmacher oder Flammschutzmittel.

Zum Anderen werden Lebensräume unter Wasser unbewohnbar gemacht und die Plastikproduktion belastet ebenfalls die Umwelt. Effizientes Recycling spart also CO2 ein, denn Plastik wird aus Erdöl gewonnen.

Die Schäden sind übrigens nicht nur ökologischer, sondern auch ökonomischer Natur: zwischen 259 und 695 Millionen Euro Schaden entstehen alleine für die EU im Jahr durch den Plastikmüll im Meer.

Ursachen für die Verschmutzung – so landet der Plastikmüll im Meer

Die Masse an Plastikmüll im Meer ist enorm, die Ursachen der Belastung kommen jedoch größtenteils vom Festland. Es sind lediglich 20 Prozent des Plastiks in den Weltmeeren, die direkt auf den Ozeanen entstehen. Dies betrifft etwa verlorene Ausrüstung bei der Fischerei wie Netze oder Leinen, durch die Schifffahrt entstehender Müll oder Plastikmüll von Offshore-Anlagen (wie Ölbohrplattformen). Die übrigen 80 Prozent des Plastikmülls fließen über die Flüsse ins Meer. Über Abwässer, illegal entsorgten Plastikmüll und Regenauswaschungen von Mülldeponien gelangt das Plastik so mittelbar in die Meere. Das bedeutet, dass auch der Plastikmüll aus unserem Alltag den Weg ins Meer findet, vor allem, wenn er nicht sachgerecht entsorgt wird.

Direkt an den Stränden und in den Küsten sollte auch der Einfluss des Tourismus nicht unterschätzt werden, denn unachtsam liegen gelassenes Plastik summiert sich und stellt eine Gefahr für die sensiblen Ökosysteme der Strände dar. Von Krabben über Schildkröten bis hin zu Vögeln und Fischen verenden viele Tiere an den Folgen der Plastikverschmutzung, weil sie sich in robustem Plastik verfangen oder Plastikteile mit ihrer natürlichen Nahrung verwechseln. Mit genügend Plastik im Verdauungssystem können Tiere keine reguläre Nahrung mehr verdauen und sterben so am verschluckten Müll. Rund 18.000 Plastikteile treiben pro Quadratmeter Wasseroberfläche auf den Weltmeeren und auch wenn wir den Notstand vor allem aus fernen Regionen kennen, auch in der Ostsee landen jährlich etwa 20.000 Tonnen Plastik. Es handelt sich bei der Plastikkrise in den Weltmeeren also um ein verheerendes und globales Phänomen, das nicht erst bei der Entsorgung beginnt. 300 Millionen Tonnen Plastik werden jährlich produziert, viel davon lässt sich einsparen.

Infografik zu Zersetzungsdauer von Plastikmüll im Meer

Die Zersetzungsdauer von Plastikmüll im Meer

Plastik ist bei Produzenten und Konsumenten beliebt, weil der Stoff langlebig und leicht ist. Was als Vorteil der Convenience gilt, ist jedoch ein extremer Nachteil für die Umwelt – wie unsere Übersicht zur Zersetzungsdauer zeigt. Eine Angelschnur benötigt beispielsweise 600 Jahre, ehe sie vollständig zersetzt ist. Bei Plastikflaschen oder Einwegwindeln sind es noch 450 Jahre, auch Aludosen sind mit 200 Jahren Zersetzungsdauer besonders hartnäckiger Müll, der dem Ökosystem lange und nachhaltig schadet. Die klassische Einwegplastiktüte braucht immer noch 10-20 Jahre, einzelne Zigarettenkippen 1-5 Jahre. Kleidungsartikel wie Wollsocken zerfallen ebenfalls in 1-5 Jahren, selbst eine Tageszeitung aus reinem Papier liegt noch 6 Wochen im Meer, ehe sie zerfallen ist.

Die reine Zersetzungsdauer alleine klingt bereits extrem, ist allerdings noch kein Indikator für den ökologischen Schaden. Derzeit ist bekannt, dass 136 Arten von Meereslebewesen sich regelmäßig in Müllteilen verfangen und teils strangulieren, 43 Prozent aller Wale und Delfine, 36 Prozent aller Meeresvögel, viele Fische und alle Meeresschildkröten können sich an Plastikteilen verschlucken und an den Folgen verenden.

Kleine Krabben unter einer Plastikflasche am Strand

Die Ursachen bekämpfen – mit diesen 5 praktischen Tipps

Was also ist der beste Schritt, die Verschmutzung der Meere zu bekämpfen? Jeder von uns kann auch mit kleinen Maßnahmen etwas erreichen und dadurch Druck auf die Industrie ausüben, weniger Plastik herzustellen. Dazu müssen wir nur unseren eigenen Plastikbedarf einschränken.

1. Recycling

Wer daheim Müll richtig trennt, der leistet schon einen guten Beitrag. Nicht aller Plastikmüll lässt sich in unserer Gesellschaft vermeiden, aber ihn richtig zu trennen, reicht häufig schon aus. Denn so gelangt der Plastikmüll auf den Recyclinghof und kann rohstoffschonend in zurück in den Plastikkreislauf überführt werden.

2. Mehr Bewusstsein beim Einkaufen

Bei jedem Gang in den Supermarkt haben Kunden es in der Hand. Mit Jutebeutel und losem Obst und Gemüse kann bereits viel Plastikmüll vermieden werden. Auch bei Essen zum Mitnehmen sollte bewusst auf Plastikbesteck verzichtet werden.

3. Coffee 2 Go

Ein Kaffeedeckel und ein Einwegbecher sind noch keine Kardinalssünde, doch sie summieren sich. Wer häufiger unterwegs Kaffee trinkt, sollte unbedingt in einen Mehrwegbecher investieren und so jeden Tag ein bisschen Müll vermeiden. Tübingen erhebt inzwischen eine Steuer auf Einwegbecher und greift so ins Umweltbewusstsein der BürgerInnen ein. Der Umstieg lohnt sich aber alleine, weil die Mehrwegbecher länger warm halten und robuster sind.

4. Nachhaltige Kleidung

Auch für unsere Kleidung werden viele Kunststoffe produziert, Trends wie Fast Fashion leisten ihren Beitrag zur Verschmutzung und ökologischen Belastung des Planeten. Geschäfte mit wöchentlich wechselnden Kollektionen und Kleidungsstücken für wenige Euro haben ihren Preis an anderer Stelle.

5. Der Blick auf Pflegeprodukte

Enthalten Cremes, Duschgels oder Zahnpaste Polyethylen, so sind diese plastikhaltig. Beim Konsum fällt das nicht auf, das Mikroplastik landet aber im Abwasser und schließlich im Meer. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe lohnt also.

Plastikmüll im Meer – Plastik im Alltag vermeiden ist das beste Gegenmittel

Die Belastung der Weltmeere durch Plastik hat viele Ursachen, die sich nur an verschiedenen Fronten bekämpfen lassen. Die Folgen für Flora und Fauna durch Plastik sollte dabei niemand unterschätzen, denn während der langen Zersetzungsdauer zerfällt der Müll nur in kleinere Bestandteile und richtet weiter Schaden an. Auch wir Menschen sind indirekt von den Giftstoffen und der toxischen Belastung unserer Nahrung betroffen. Plastikmüll zu vermeiden ist dabei das wichtigste Druckmittel, das wir alle im Alltag haben, damit weniger Plastik hergestellt wird.

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