Verschwendungssucht adieu – Food Waste vermeiden

Berg gelber Müllsäcke auf Straße

In der Bundesrepublik Deutschland landen Jahr für Jahr Unmengen an Lebensmittel in der Mülltonne. Die Zahlen sind erschreckend: Laut WWF landen 18 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle jährlich im Müll. Dies entspricht fast einem Drittel des gesamten Lebensmittelverbrauchs. Die Verschwendungssucht, die sich in diesen Zahlen drastisch ausdrückt, hat gravierende Folgen für unsere Umwelt.

Die Produktion von Lebensmitteln verbraucht Ressourcen und verursacht Emissionen. Besonders bei der Herstellung von tierischen Lebensmitteln wie Milch, Käse, Joghurt oder Fleisch werden große Mengen an Treibhausgasen ausgeschieden. Ackerflächen zur Produktion von Lebensmitteln konkurrieren oftmals mit Waldflächen. Die Wälder unseres Planeten haben eine essentiell wichtige Funktion bei der Erhaltung unseres Klimas. Denn sie sorgen für frische Luft indem sie Treibhausgase aus der Luft filtern. Trotzdem werden Laut Informationen des WWF weltweit jährlich 13 Millionen Hektar Wald abgeholzt. Das ist pro Minute etwa die Fläche von 35 Fußballfeldern!

Die Kombination aus diesen beidn Informationen zeigt wie weit wir uns als globale Gesellschaft vom Leben im nachhaltigen Einklang mit der Natur entfernt haben. Wir Menschen holzen Wälder ab, um zusätzliche Flächen zur Lebensmittelproduktion zu gewinnen. Ein Drittel unserer Lebensmittel landen dann jedoch ungenutzt im Müll.

Dieser Beitrag hat das Ziel mehr Aufmerksamkeit auf die Problematik der Verschwendung von Lebensmitteln zu richten. Wir möchten aufklären und wertvolle, einfach umsetzbare Tipps teilen, wie Du in Deinem Leben Food Waste vermeiden kannst. In den letzten Jahren hat die Bewegung hin zu mehr Nachhaltigkeit immer mehr Fahrt aufgenommen. Wir leben auf einem wundervollen Planeten mit atemberaubender Vielfalt und Natur. Und diese Schönheit möchten wir durch mehr Nachhaltigkeit in unserem Lifestyle erhalten.

Karotten, Gurken und frisches Gemüse auf Tisch

4 Tipps um Verschwendung von Lebensmitteln zu vermeiden

Unsere Experten vom erento Nachhaltigkeits-Magazin haben für Dich sorgfältig recherchiert und 4 Tipps zusammen gefasst. Sie sollen Dir helfen Verschwendung von Lebensmitteln in Deinem Alltag zu reduzieren oder ganz zu vermeiden.

Tipp #1: Schlau Einkaufen ist der Schlüssel

In privaten Haushalten werden Lebensmittel vor Allem dann weg geworfen, wenn wir zu viel einkaufen und dann mit dem kochen und essen nicht hinter her kommen. Wer seine Einkäufe gut plant und unnötigen Überfluss im Kühlschrank vermeidet, kann die Verschwendung von Lebensmitteln im eigenen Haushalt fast komplett vermeiden.

Gut planen führt zu schlauem Einkaufen. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern auch den eigenen Geldbeutel. Ganz konkret bedeutet das vor Allem den Bestand in Kühlschrank und Vorratskammer vor dem Einkauf kurz zu prüfen. Oft kommen wir vom Einkauf nach Hause und bemerken beim Einräumen, dass wir das was wir gekauft hatten schon auf Lager haben.

Der klassische Einkaufszettel ist ein gutes Werkzeug, um zu vermeiden, dass wir in eine ausufernde Einkaufsorgie verfallen. Ein lustiger und sehr wirksamer Tipp für alle, die keine Lust auf das Schreibens eines Einkaufszettel haben: Das sogenannte „Friebie“. Ein Foto mit dem Smartphone deines geöffneten Kühlschranks. So kannst Du beim Einkaufen jederzeit nachschauen, was Du ohnehin noch zu Hause hast.

Aus Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit empfiehlt es sich den Gang in den Supermarkt wann immer möglich zu ganz vermeiden und nachhaltigere Methoden für den Bezug Deiner Nahrung zu entdecken. Denn gerade in Supermärkten werden große Mengen an Lebensmittel weggeworfen, bevor sie überhaupt in den Kühlschrank des Endverbrauchers gelangen können. Eine nachhaltigere Alternative sind kleinere und unverpackte Einkäufe zum Beispiel beim Gemüsehändler um die Ecke oder auf dem Wochenmarkt. Und wann immer möglich saisonal und regional. Das freut nicht nur die Umwelt, sondern schmeckt auch noch viel besser.

Zum Abschluss unserer Tipps zum Schlauen Einkaufen: Iss etwas bevor Du Dich auf den Weg machst! Mit vollem Magen kaufst Du deutlich weniger Quatsch.

Tipp #2: Lebensmittel retten – nicht nur für mutige Rebellen

Lassen wir uns die Zahlen noch einmal in aller Ruhe auf der Zunge zergehen: Jedes Jahr schmeißen wir Deutschen 18 Millionen Tonnen Lebensmitteln in den Müll. Davon sind schätzungsweise noch circa 12 Millionen Tonnen absolut genießbar. Unser Tipp Nummer 2 ist ein Aufruf genau diese Lebensmittel zu retten. Denn damit schützen wir die Umwelt, weil keine weiteren Lebensmittel produziert werden müssen. Und wir setzten ein klares Zeichen gegen die obszöne Verschwendung, die Einzug in unseren Alltag erhalten hat.

Wer ans Lebensmittel Retten hört, denkt vielleicht direkt an das berühmt berüchtigte Containern. Also dem Retten von genussfähigen Lebensmittel aus Mülltonnen von Supermärkten. Bevor wir jedoch auf das Containern eingehen, möchten wir den Blick auf eine neue Möglichkeit leckere Lebensmittel zu retten richten: Jedes Jahr verrotten während der Erntesaison große Mengen an lokalen und unbehandelten Obst auf Deutschlands Streuobstwiesen. Hintergrund ist oft Verunsicherung: Wem gehören die Bäume? Besitzer würden ihre Früchte gerne ernten lassen und verschenken. Aber wie kann das kommuniziert werden? Das Resultat ist ein Paradox: Wir ernten die heimischen Bäume nicht und kaufen statt dessen verpackte Äpfel im Supermarkt. Oftmals wurden diese sogar über weite Strecken transportiert.

Die Lösung ist die kluge und wunderbar einfache Initiative „Gelbes Band“: Bäume, die vom Besitzer mit einem gelben Band am Stamm markiert werden dürfen von Jedermann ohne Rücksprache und gratis abgeerntet werden. Wer also Lebensmittel retten und dabei kostenfrei regionales Bio-Obst bekommen möchte, darf nach dem gelben Band Ausschau halten.

Da die Chance im urbanen Raum auf ein gelbes Band zu stoßen eher gering sind, möchten wir hier eine weitere Option vorstellen: Online Lebensmittel retten. Mit der App „Too-Good-To-Go“ kannst Du Lebensmittel in letzter Minute vor der Mülltonne retten. Und das funktioniert so: Supermärkte, Gastronomiebetriebe, Hotels und Bäckereien stellen übriggebliebenes Essen und Speisen kostenfrei oder für kleines Geld in die App ein. Das Konzept scheint zu funktionieren: Mittlerweile sind mehr als 8.000 Betriebe dabei und stellen regelmäßig Speisen ein, die darauf warten von Dir gerettet zu werden.

Kommen wir nun zu einer sehr wirkungsvollen Option, die jedoch nicht für Jedermann uneingeschränkt empfohlen werden kann: Das „Containern“. Supermärkte werfen täglich große Mengen an Lebensmittel in den Müll. Gründe sind optische Mängel bei Obst und Gemüse, frisch abgelaufenes oder bald nahendes Mindesthaltbarkeitsdatum. Ein Großteil dieser Lebensmittel sind jedoch unbedenklich genießbar. Beim Containern gehen Menschen kurz nach Ladenschluss der jeweiligen Supermärkte auf die Suche nach genießbaren Lebensmittel, um sie aus der Mülltonne zu retten.

Mit dem Containern kannst Du persönlich Deinen Konsum vermindern und Geld sparen. Vor allem schützt Du damit die Umwelt, weil Du auf den Kauf von neuen Produkten verzichtest. Doch es gibt dabei einen Haken: Du betrittst beim Containern das Grundstück des Supermarktes. Auch die Mülltonne und deren Inhalt sind Eigentum des Supermarktes. So paradox es auch klingt, doch es ist in Deutschland illegal zu Containern. Das Retten von Lebensmitteln aus dem Müll von Supermärkten ist leider weiterhin nicht erlaubt und kann mit einer Geldstrafe bestraft werden. Obwohl das Containern eine einfache und unglaublich effiziente Methode ist im Kampf gegen Food Waste, bleibt es illegal und wir möchten in diesem Zusammenhang ausdrücklich nicht zum Containern aufrufen.

Chinakohl auf Schneidebrett

Tipp #3: Kleinere Mengen kochen und auftischen

Speisen im Überfluss auf dem Tisch wurde zu einem wichtigen Teil unserer Nachkriegskultur: Große Portionen! Reichhaltig und in Fülle! Alle sollen auf jeden Fall genug bekommen! Was in der Nachkriegszeit, nach vielen Jahren des Mangels und Verzichts, verständlich war, macht heute keinen Sinn mehr. Die direkten Folgen von Füllerei sind niedrige Energie und Lethargie. Umgangssprachlich wird vom Food Koma gesprochen.

Die längerfristigen Folgen können an den folgenden Zahlen abgelesen werden. In Deutschland sind zwei Drittel der Männer und über die Hälfte der Frauen übergewichtig. Neben zu wenig Bewegung im Alltag und kaum Sport ist ein wesentlicher Grund, dass wir deutlich zu viel Essen. Wir konsumieren das Essen sozusagen wie eine Droge und vermutlich kennen wir es alle: In stressigen Situationen belohnen wir uns mit Keksen oder einem Stück Schokolade. Kurz vor dem Schlafen gehen noch ein kleiner Snack. Auch das sind verschwendete Lebensmittel, denn Sie dienen nicht unserer gesunden Ernährung, sondern schaden unserem Körper.

Die meisten Haushalte kochen viel zu große Mengen. Die Reste landen dann oft im Müll oder werden noch rein gestopft, obwohl wir schon lange satt sind. Hier eine Kartoffel, dort ein kleiner Rest Pasta, das berühmte kalte Stück Pizza. Die Lösungen, um Food Waste und Übergewicht in einem Zuge den Kampf anzusagen: Vorab schlau zu planen und richtig zu portionieren. Zunächst weniger schöpfen und gegebenenfalls noch nachladen, falls der Hunger noch immer da ist. Wenn wir langsamer essen können wir viel besser auf unser Hungergefühl hören.

Wenn trotzdem was übrig bleibt bitte nicht in die Tonne damit! Reste können zu einer tollen Vorspeise für das nächste Mahl umgewandelt werden. Oder sie können am nächsten Tag zur Arbeit mitgenommen werden. Saubere und richtige Lagerung helfen, dass auch Essensreste später noch genießbar sind.

Tipp #4: Kreatives Kochen

Trotz aller Bemühungen beim Einkaufen und beim Kochen lässt es sich kaum vermeiden, dass Reste anfallen oder Lebensmittel im Kühlschrank kurz vor dem verderben sind. Wie in so vielen Bereichen des Lebens bietet sich Kreativität als Lösung an.

Mit etwas Kreativität können aus übrig gebliebenen Resten leckere Snacks und Vorspeisen gezaubert werden. Übrig gebliebenes Gemüse passt super in ein Omelette oder kann kalt mit etwas Olivenöl, Zitronensaft, Salz und Pfeffer als mediterrane Vorspeise serviert werden.

Du hast Reste, zum Beispiel grüne Bohnen, im Kühlschrank? Aber keine Inspirationen, was Du daraus zaubern könntest. Unser Tipp für solch eine Situation: Internet befragen und in der Suchmaschine Deiner Wahl „Grüne Bohnen Rezept“ eingeben und inspirieren lassen. Lade solch eine Situation als willkommene Möglichkeit ein, um Neues zu probieren.

Auch wenn Du absolut keine Lust mehr hast auf Deine Reste und es Dich langweilt mehrere Tage hintereinander das gleiche Gericht zu essen, kann ein kreativer Ansatz die Lösung sein. Wenn Du also etwas Leckeres über hast und selbst keine Lust mehr darauf hast, dann trau Dich doch einfach mal bei Deinen Nachbarn zu klingeln und Ihnen Dein selbst gezaubertes Essen anzubieten. Die Chancen, dass diese sich freuen sind groß. Und vielleicht entsteht so eine neue Dynamik in Deiner Nachbarschaft, so dass Deine Nachbarn auch mal bei Dir mit leckerem Essen vor der Türe stehen.

Viele von uns leben in kleinen Haushalten, allein oder mit wenigen Menschen. Traditionell wohnten wir in größeren Gemeinschaften. Und es war leichter, keine Lebensmittel zu verschwenden. Das Teilen von Essen mit Deinen Nachbarn ist gelebte Nachbarschaftspflege und kreative Rettung von Lebensmitteln in einem Zuge. Das Konzept lässt sich auch auf andere Herausforderungen der Vermeidung von Lebensmittelverschwendung übertragen. Verschenke zum Beispiel Lebensmittel, wenn Du bemerkst, dass Du mehr im Hause hast, als Du konsumieren kannst.

Kinder warten am Tisch auf Mittagessen

Werde Teil einer Bewegung und sage der Lebensmittelverschwendung den Kampf an

Auf unserer kollektiven Reise hin zu einer Welt mit immer mehr Nachhaltigkeit sind unsere ganz persönlichen Handlungen und Aktionen der mächtigste Schritt. Denn mit Deiner Entscheidung und Deinem aktiven Handeln strahlst Du auf andere aus. Du wirst zur Quelle der Inspiration. Es gibt vermutlich keine kraftvollere Art Veränderung auszulösen, als bei uns selbst anzufangen.

Teile Deine Passion, Food Waste zu vermeiden, mit Deinen Freunden und Deiner Familie. Kläre auf über die Situation der obszönen Lebensmittelverschwendung unserer Zeit. Teile die Tipps dieses Beitrags in Deinem sozialen Umfeld. Sähe so den Samen der Veränderung!

Wenn wir als Gesellschaft zusammen Food Waste vermeiden möchten, dürfen wir uns gegenseitig motivieren, inspirieren und unterstützen. Unsere eigenen Taten und Aktionen haben eine viel größere Strahlkraft auf unser Umfeld als Worte. Mit Deinen ganz persönlichen Entscheidungen, keine Lebensmittel mehr zu vergeuden und mit den damit zusammen hängenden Aktionen strahlst Du auf Dein Umfeld aus und kannst großen Einfluss haben. So wirst Du Teil einer Bewegung hin zu einer besseren, sozialeren und gerechteren Welt – im Einklang mit der Natur.

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