CO2-neutral reisen – ist das möglich und welches Transportmittel eignet sich am besten?

Mit einem steigenden Umweltbewusstsein wird vielen Menschen immer wichtiger, dass sie in ihrem Alltag möglichst viel CO2 einsparen. Schließlich sind Klimakrise und Treibhauseffekt bereits heute deutlich spürbar und das sorgt häufig für einen aufgeschlosseneren Umgang mit den Technologien, die uns durch den Alltag begleiten. Dazu gehört vor allem auch das Reisen, denn hier können wir besonders viel CO2 sparen – wie viel genau, das zeigt dieser Überblick anhand einer Reise von Berlin nach München.

Globus und Bücher auf einem Tisch

Der Treibhauseffekt erklärt

Beim Treibhauseffekt handelt es sich um einen Effekt, der analog zu echten Treibhäusern funktioniert. Nur eben auf globaler Ebene. Der steigende CO2-Ausstoß seit der Industrialisierung hat dafür gesorgt, dass sich mehr Kohlenstoffdioxid in unserer Atmosphäre befindet. Weil nun aber die Sonneneinstrahlung transparent zur Erde durchdringt und die Erde aufheizt, die abgestrahlte Infrarotwärme aufgrund der Gase die Atmosphäre aber nicht mehr verlassen kann, heizt der Planet sich auf. Es wird mehr Wärme gespeichert als abgegeben wird, die globalen Durchschnittstemperaturen steigen.

Die Auswirkungen hiervon spiegeln sich nicht nur in extremeren Wetterlagen wider, sondern auch im Abschmelzen der Polkappen, der Erosion ganzer Regionen, dem Steigen des Meeresspiegels und auch dem Aussterben von Arten. Daher ist es wichtig, dass nicht Unternehmen und Konsumenten gleichermaßen ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit entwickeln und mit mehr Verantwortungsgefühl mit den Ressourcen des Planeten umgehen.

Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit auf Reisen

Das statistische Amt der EU ermittelte im vergangenen Jahr, dass jeder Deutsche einen CO2-Ausstoß pro Jahr von durchschnittlich 11,3 Tonnen hat. Damit liegt Deutschland über dem europäischen Schnitt, was auch am liebsten Kind der Deutschen liegen mag: dem Auto. Denn der Straßenverkehr gehört hinter Energiewirtschaft und verarbeitender Industrie auf Platz drei der Treibhaussünder – ist aber der einzige Bereich, in dem die Emissionen seit 1990 nicht gefallen sind. Das lässt sich nur dann verhindern, wenn mehr Menschen ihr Auto stehen lassen und stattdessen auf Bus, Bahn oder Fahrrad umsteigen.

Eine Reise von Berlin nach München verbraucht mit dem Auto beispielsweise 65,9 kg CO2 pro Person, mit dem Zug hingegen sind es nur 21,2 kg. Noch schlechter schneidet mit 116 kg nur das Flugzeug ab, weswegen Inlandsflüge in den letzten Jahren vermehrt in der Kritik standen. Generell gehören Flüge zu den größten Klimasündern, aber auch das Auto schneidet auf einer Reise von Berlin nach München im Vergleich schlecht ab. Fast 90 kg CO2 lassen sich auf Hin- und Rückreise mit der Bahn sparen, das gilt natürlich auch für kürzere Autofahrten. Geraden in urbanen Gebieten ist der Umstieg auf den ÖPVN und das Fahrrad daher aus ökologischer und städteplanerischer Sicht unbedingt erforderlich.

CO2 Ausstoß pro Person Bilanz von München nach Berlin

CO2-Ausstoß berechnen und kompensieren – so geht’s

Gerade Klimasünder Nummer eins, das Flugzeug, und Umweltbewusstsein stehen sich schlicht und ergreifend im Weg. Das bedeutet aber nicht, dass Menschen, denen die Umwelt am Herzen liegt, gar nicht mehr fliegen dürfen. Denn um aus dem Flug (oder natürlich einer langen Autofahrt) eine CO2-neutrale Reise zu machen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zunächst einmal bieten Seiten wie atmosfair.de oder ecopassenger.com einfache Möglichkeiten, die CO2 Bilanz der Reise zu berechnen. Das geht auch mit der App Klima Kompass und ist in allen Fällen in wenigen Schritten getan. Der berechnete CO2-Ausstoß lässt sich daraufhin auf den Seiten von Kompensationsanbietern wie Atmosfair, Klima-Kollekte oder Primaklima neutralisieren. Hierbei spenden Passagiere einfach den passenden Betrag in ein Projekt ihrer Wahl. Diese Maßnahmen umfassen einen breiten Katalog, einige davon haben wir hier aufgelistet.

Das CO2-neutrale Flugzeug – CO2 Kompensation im Überblick

Die Projekte von Atmosfair

Atmosfair investiert das gespendete Geld vorrangig in Projekte zu erneuerbaren Energien, zur CO2 Kompensation von Atmosfair zählen Investitionen in:

  • Windkraft
  • Wasserkraft
  • Solarenergie
  • Energieeffizienz
  • Biogas und Biomasse
  • sowie Umweltbildung in Deutschland

Klima-Kollekte

Klima-Kollekte bietet auch eine seiteninterne Berechnung von Reisen und dem CO2-Ausstoß im Haushalt, die Projekte engagieren sich vor allem in Schwellenländern:

  • Entwicklung von mehr Energieeffizienz bei Kochern und Herden
  • Trinkwassergewinnung und Wasserfiltration
  • Energiegewinnung durch Biogas
  • Schwerpunktländer derzeit Indien, Ruanda, Bangladesch und Kamerun

Primaklima

Bei Primaklima umfassen die Maßnahmen vor allem die Aufforstung. Durch das Pflanzen von Bäumen kann mehr CO2 gebunden werden, dies geschieht bei Primaklima projektbasiert:

  • aktuelle Projekte in Deutschland und Nicaragua
  • Standort der Spende frei wählbar
  • Aufforstung wird als Großprojekt kollektiv finanziert

Gibt es Nachteile einer CO2 Kompensation?

Prinzipiell betrachtet nicht jeder die CO2 Kompensation unbedingt als ideale Lösung, dies liegt aber eher an der menschlichen Komponente, denn die Verantwortung wird so auf den Endkunden ausgelagert. Unternehmen können sich so nur allzu leicht aus der Verantwortung stehlen und die Schuld für mangelnde Kompensation auf ihre Kunden abwälzen. Sollten die Fluggesellschaften aus ihren Gewinnen schließlich nicht selbst zur Kasse gebeten werden? Im Interview mit der Welt beklagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr erst kürzlich, dass nur zwei Prozent seiner Kunden das auf der Seite angebotene Kompensationspaket nutzen würden – was natürlich die Frage aufwirft, warum der Konzern nicht selbst mehr unternimmt. CO2 Kompensationen sind für sich genommen also relevante Maßnahmen, mit denen jeder Verbraucher nach Maß helfen und unterstützen kann. Sie sollten die CO2-produzierenden Unternehmen aber nicht von ihrer Verantwortung entbinden.

Bahnhof von innen mit Zügen und Touristen

Mit weniger CO2 unterwegs

Wer kann, sollte also am besten auf weniger CO2-intensive Alternativen im Nah- und Fernverkehr umsteigen. Der Zug ist im Fernverkehr nahezu unschlagbar und dank schneller Verbindungen und zentraler Bahnhöfe auf Inlandsreisen sogar meist deutlich praktischer. Auch mit dem Fernbus oder der Fähre lässt sich CO2 sparen und wenn es doch unbedingt das Auto sein muss, weil es nicht anders geht, dann sollte wenigstens jemand mitgenommen werden. Mitfahrgelegenheiten sind nicht nur praktisch, sondern teilen auch die CO2 Bilanz der Fahrt durch alle Fahrgäste. Auch so lässt sich die eigene CO2 Bilanz im Fernverkehr entlasten.

Fazit – so kann jeder von uns die Welt ein kleines bisschen verändern

Ob beim Fernverkehr, dem Einsteigen ins Flugzeug, dem Einkauf oder dem Kleidungskauf: Jeder von uns kann mit dem richtigen Umweltbewusstsein und kleinen Maßnahmen viel bewegen. Und das ohne sich unglaubliche Umstände machen oder auf den Komfort der modernen Welt verzichten zu müssen. Bereits mit kleinen Veränderungen in unserem Leben und der Bereitschaft, etwas anzupacken, ist viel getan. Die Welt braucht nicht nur Bürger, die alle perfekt leben – es genügt bereits, wenn jeder von uns ein bisschen besser lebt.

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