Platz da! Vorfahrt fürs Fahrrad

Fahrräder an Mauer abgestellt

Radfahren ist en vogue. Viele Gründe sprechen fürs Fahrrad. Es ist umweltfreundlich, sehr gesund und besonders in unseren Städten oft das schnellste Fortbewegungsmittel. Das wundervolle am Fahrrad als alltägliches Transportmittel: Es trägt zu mehr Umweltschutz bei und tut unserer Gesundheit im gleichen Zuge viel Gutes. Immer mehr Menschen erkennen die Vorteile des Fahrrades. Fast die Hälfte aller Deutschen nutzt regelmäßig das Fahrrad. Tendenz steigend! Durch moderne E-Bikes kommt eine ganz neue Dynamik in das Thema. Das Potential der breiteren Akzeptanz des Fahrrads als Option der Fortbewegung steigt dadurch rasant.

Lange Zeit wurden Städte mit dem Fokus geplant, die Nutzung des Autos so attraktiv und komfortabel wie möglich zu machen. Was in der Nachkriegszeit vielleicht Sinn machte, ist schon lange nicht mehr zeitgemäß. Unsere Städte werden von Blechlawinen überrollt. Mehrspurige Straßen und unzählige Parkplätze nehmen einen großen Teil des öffentlichen Raums ein. Diese Form der Städteplanung hat ausgedient und ist aus dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit ein Desaster. Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Zukunft der Mobilität ist daher ein radikales Umdenken gefragt.

Der gute alte Drahtesel hat das Potential eine wichtige Rolle bei der Gestaltung einer innovativen und vor Allem nachhaltigen Mobilität der Zukunft zu spielen. Führende Verkehrsforscher sind der Meinung, dass sich mehr als ein Drittel der Autofahrten problemlos auf den Radverkehr verlagern lassen würden. Voraussetzung dafür ist, dass die Bedingungen für Fahrradfahrer deutlich freundlicher werden.

Auf dem Weg hin zu einer nachhaltigen Zukunftsmobilität hat die Politik hat die Aufgabe mehr Platz fürs Fahrrad zu machen. Jeder von uns kann dazu seine Stimme erheben und Forderungen laut machen. Forderungen an die Politik das Radfahren im städtischen Raum so komfortabel und sicher wie möglich zu machen. Dieser Beitrag soll Euch animieren mehr Platz und Raum für Fahrradfahrer einzufordern.

Fahrrad und Roller in der Stadt

Eine Hommage an den Drahtesel als tolles Fortbewegungsmittel

Der unschlagbare Klassiker beim Thema nachhaltige Mobilität ist die Fortbewegung mit dem Fahrrad. Fahrrad fahren ist klimaschonend. Die körperliche Bewegung an der frischen Luft ist sehr gesund. Darüber hinaus macht das Fahrrad keinen Lärm und verursacht keinen Dreck.

Verschiedene Studien zeigen, dass nahezu jede zweite Autofahrt im urbanen Raum über eine Strecke von weniger als fünf Kilometern geht. Im Verkehr deutscher Städte ist das Fahrrad fast immer deutlich schneller als das Auto. Fahrradenthusiasten wissen um die Vorteile: Keine Staus, keine Parkplatzsuche, kein Warten auf den Bus. Kein Stress. Die Fahrt von A nach B wird zum Genuss und nicht zu einer unangenehmen Last!

Untersuchungen zeigen, dass die viele Deutsche bei Strecken bis 5 Kilometer das Fahrrad als Transportoption in Erwägung ziehen. Bei längeren Strecken nimmt die Bereitschaft, sich mit dem Drahtesel fortzubewegen, allerdings drastisch ab. Durch die rasant steigende Beliebtheit moderner E-Bikes wird diese Gleichung aufgelockert. Denn mit dem elektrisch unterstützten Bike kann mit gleicher körperlicher Anstrengung eine viel längere Strecke zurückgelegt werden. Auch aus dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit kann sich das E-Bike durchaus sehen lassen. Im Vergleich zum Auto verursacht es lediglich 5% des Ausstoßes an Kohlenstoffdioxid.

Für viele der überzeugendste Grund dem Fahrrad als Fortbewegungsmittel den Vorzug zu geben: Radeln ist unglaublich gesund für Körper und Geist. Nerven raubende Zeit in überfüllten Bussen oder im Stau wird durch Bewegung an der frischen Luft ersetzt. Ganz spielerisch kommen wir über den Tag hinweg zu kleinen Bewegungseinheiten. Jeder der regelmäßig das Fahrrad wählt weiß die Vorteile für Wohlbefinden und Fitness sehr zu schätzen. Um immer mehr Menschen an die Vorzüge des Radelns heran zu führen, müssen sich die Bedingungen für Fahrradfahrer jedoch deutlich verbessern.

Initiativen und Kampagnen fordern mehr Rechte für Fahrradfahrer

Unser Nachbarland Holland gibt deutlich mehr Geld für eine gute Fahrradinfrastruktur aus. Was viele nicht wissen: Die aktuelle Situation ist Resultat vieler engagierten Bürgerinitiativen. Beginnend in den 70er Jahren haben sich Befürworter der Fahrradnutzung jahrelang für mehr Rechte und Raum eingagiert. Mit folgendem Ziel: Das Fahrrad stärker in den Fokus der Planungen zu rücken und das Auto als Zentrum aller Überlegungen abzulösen. Kurzum: Mehr Platz fürs Fahrrad zu schaffen.

Die deutsche Initiative #MehrPlatzFürsRad setzt sich für lebenswertere Städte ein. Einen elementaren Beitrag zu mehr Lebensqualität im urbanen Raum wünschen sich die Befürworter der Kampagne durch eine konsequente Verkehrswende. Die Logik leuchtet ein: Autos führen zu Lärm, Stau und schlechter Luft. Je mehr Menschen auf das Fahrrad als Verkehrsmittel umsteigen, desto weniger negative Effekte durch Autos. Umso mehr Menschen das Fahrrad wählen, um von A nach B zu kommen, desto besser die Lebensqualität in Städten und Kommunen. Und nicht nur die Fahrradfahrer profitieren davon – sondern alle Menschen.

Die Initiative fordert bessere Bedingungen für Fahrradfahrer. Insbesondere gute Radwege, sichere Kreuzungen und viel mehr Fahrradparkplätze. Die Nutzung des Fahrrads soll attraktiver werden und den Menschen den Umstieg einfacher zu machen. Die Situation in Holland motiviert und soll als Inspiration dienen sich Initiativen wie dieser oder auch den Critical Mass Protestfahrten anzuschließen.

Autos im Stau

4 zentrale Forderungen um die Nutzung des Fahrrads attraktiver zu machen

Radfahren muss für alle so attraktiv wie möglich sein. Das gilt sowohl für die 80-jährige Oma als auch für das 5-jährige Kind auf dem Weg zum Kindergarten. Dass es geht haben unzählige Städte und Kommunen in Holland und in Skandinavien gezeigt. Jedoch ist auch dort jede Lösung regional angepasst und somit individuell. Eine Blaupause, die sich ganz allgemein auf deutsche Städte anwenden lässt, gibt es nicht.

Dennoch haben sich 4 Themen heraus kristallisiert, die elementare Pfeiler sind, um die Nutzung des Drahtesels als Fortbewegungsmittel so attraktiv wie möglich zu machen. Erfahrungen in unterschiedlichen Regionen haben gezeigt, dass die Erfüllung der folgenden Maßnahmen deutlich mehr Menschen zur täglichen Nutzung des Fahrrads überzeugen kann.

Forderung #1: Sicherheit in Städten für Fahrradfahrer erhöhen

Fahrradfahrer sind in Städten unnötigen Gefahren ausgesetzt. Gute Radwege sind die mit Abstand effektivste Methode, um für mehr Sicherheit für Fahrradfahrer zu sorgen. Das wichtigste dabei ist die klare physische Trennung von Fahrradweg und Autostraße. Beispielsweise kann das durch Bordsteine oder auch durch andere Fahrbegrenzungen gestaltet werden. Solche Vorkehrungen sind leider in unseren Städten in Deutschland noch viel zu selten vorhanden.

Besonders an Kreuzungen, Einmündungen, Ampeln und Kreisverkehren kann es für Fahrradfahrer gefährlich werden. Diese Gefahren müssen nicht sein. Es ist einfach diese zu vermeiden. Beispielsweise durch farbliche Markierungen der Fahrradspuren und durch Hinweisschilder.

Auch beim Thema Sicherheit für Fahrradfahrer dienen Städte in den Niederlanden als Vorbild. Radwege sind dort vom Autoverkehr physisch getrennt. Etwa durch Bordsteine. Wo das nicht möglich ist, wird der Autoverkehr auf Tempo 30 begrenzt. Interessanterweise trägt in Holland kaum ein Radfahrer einen Helm. Das liegt nicht daran, dass unsere Nachbarn risikofreudiger sind. Sondern es ist Zeichen des Vertrauens in die Sicherheit der Nutzung des Fahrrads.

Informationskampagnen zur Sensibilisierung von Autofahrern für mehr Achtsamkeit für Fahrradfahrer schafft zusätzliche Sicherheit. Das ist besonders dann sinnvoll wenn sich die Regeln ändern und neue Rechte für Radfahrer geschaffen wurden. Für ein gutes und sicheres Miteinander von Fahrrad- und Autofahrern ist es ebenfalls wichtig, dass sich Fahrradfahrer konsequenter an die Regeln halten.

Forderung #2: Bessere Infrastruktur für Radfahrer: Gute Fahrradwege und ausreichend Fahrradparkplätze

Die Basis einer guten Infrastruktur für Fahrradfahrer sind gute Radwege. Und zwar nicht nur als Vorzeigeprojekte auf einzelnen Teilabschnitten. Durchgehend und flächendeckend sollen sie sein.

Doch was unterscheidet einen schlechten Radweg zu einem guten Radweg? Im Kern geht es dabei um zwei Aspekte: Sicherheit und Komfort. Da wir das Thema Sicherheit bereits im vorangehenden Abschnitt behandelt haben widmen wir uns nun dem Thema Komfort. Hierbei geht es hauptsächlich um mehr Platz fürs Fahrrad. Konkret bedeutet das breitere, mehrspurige Radwege, die physisch klar abgetrennt sind vom Autoverkehr. Wichtig ist dabei, dass diese als zusammenhängendes Netz und möglichst ohne Lücken gebaut werden.

Neben besseren Radwegen sind deutlich mehr Parkplätze für Fahrräder ein wichtiger Pfeiler einer fahrradfreundlichen und damit zukunftsorientierten Infrastruktur. Insbesondere an Orten an denen vom Fahrrad auf den Bus- und Bahnverkehr umgestiegen werden kann. Also an Bahn- und Busbahnhöfen. Der Raum, der für Fahrradparkplätz zur Verfügung steht ist im Vergleich zu den Autoparkplätzen heute noch immer verschwindend gering. Das komfortable und sichere Parken des Fahrrads ist wichtig, um das Radeln attraktiver zu machen.

Bike Sharing Fahrräder

Forderung #3: Bessere Verknüpfung von ÖPNV und Fahrradverkehr

Viele Fahrradfahrer sind auf eine gute Anknüpfung mit den Öffis angewiesen. Um auch bei längeren Strecken ohne Auto von A nach B zu kommen, ist die Kombination aus Fahrrad und Bahn eine attraktive Option. Doch in der Praxis sind dafür die Voraussetzungen oft alles andere als ideal.

Fahrräder alleine werden Autos nicht im großen Stil ersetzten können. Auch ein guter Bus- und Bahnverkehr alleine hat dazu nicht das Potential. Doch die Kombination aus beiden, Fahrrad mit Bahn oder Bus, sind eine unschlagbar attraktive Kombination. Um diese beiden nachhaltigen Fortbewegungsmittel fließend kombinieren zu können, bedarf es in Deutschland viel mehr gute und sichere Fahrradparkplätze und mehr Möglichkeiten das Fahrrad mit in die Bahn zu nehmen.

Wer schon mal von Deutschland nach Holland mit dem Zug gefahren ist, erkennt den ersten niederländischen Bahnhof an den großen Fahrradparkplätzen und -häsuern. Erfahrungen in unserem Nachbarland haben gezeigt, dass der Autoverkehr regional rapide abnimmt, sobald die Voraussetzungen für fließende und bequeme Kombination von Drahtesel und den Öffis gegeben sind.

Wertvoll ist auch, wenn mehr Möglichkeiten geschaffen werden, das Radl mit in die Bahn zu nehmen. So können An- und Abfahrt zu den Bahnhöfen schnell und bequem mit dem Fahrrad gemacht werden. Auf vielen mittellangen Pendlerstrecken ist die Kombination von Fahrrad und Bahn die schnellste Option. Um mehr Menschen von der Attraktivität dieser Art zu Pendeln zu überzeugen, sollen mehr Möglichkeiten geschaffen werden das Fahrrad einfach, günstig und komfortabel mit in die Bahn zu nehmen.

Forderung #4: Mehr Nutzung und Förderung attraktiver Angebote zum Bike Sharing

Bike Sharing, also die leihweise Nutzung von Fahrrädern erfreut sich rasant steigender Beliebtheit. In vielen Städten stehen unzählige Angebote an Leihrädern zur Auswahl. Es funktioniert ganz einfach: App herunterladen, registrieren und losfahren. Der große Vorteil des Bike Sharings liegt darin, dass die Fahrräder nach der Nutzung überall abgestellt werden können. Im Vergleich zum privaten Fahrrad können somit auch Teilabschnitte ganz einfach und flexibel mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Bike Sharing kommt mit weiteren attraktiven Vorteilen daher: Es muss sich nicht um Wartung und Pflege des Fahrrads gekümmert werden. Die Anschaffungskosten entfallen. Kosten fallen nur dann an, wenn ein Fahrrad genutzt wird.

Durch Bike Sharing ist die Kombination von Fahrrad und anderen Fortbewegungsmitteln ganz spielerisch möglich. Leihräder, oft auch mit Elektroantrieb verfügbar, stehen an vielen Knotenpunkten des ÖPNV. Besonders für den Weg zum Bus und für den letzten Kilometer nach den Öffis ist das Leihfahrrad eine besonders schlaue Option.

Wenn Du tiefer in das Thema der Sharing Economy eintauchen möchtest, dann kann unser Beitrag zum Thema Mieten oder Kaufen aus dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit für Dich spannend sein.

Mehr Platz und Privilegien für Fahrradfahrer als Anreiz

Die Nutzung des Drahtesels ist die nachhaltigste Form der Mobilität. In Kombination mit anderen nachhaltigen Optionen der Mobilität, insbesondere mit dem öffentlichen Personennahverkehr und innovativen Sharing Modellen, ist das Fahrrad eine zentrale Komponente der Verkehrswende. Insbesondere im urbanen Raum.

Unser Nachbarland Holland dient als Vorbild wenn es darum geht Städte und Kommunen fahrradfreundlich zu machen. Die Strategie der Niederländer basiert hauptsächlich auf zwei Säulen. Zum einen wird das Radeln dort einfach, sicher und komfortabel gemacht. Weiterhin wird der Autoverkehr entschleunigt. Diese Unterstützung für Fahrradfahrer drückt sich auch in den öffentlichen Ausgaben für Radinfrastruktur aus. Diese sind mit circa. 30 Euro pro Kopf und Jahr in den Niederlanden mehr als fünfmal so hoch wie etwa in Stuttgart.

Wenn wir möchten, dass immer mehr Menschen auf das Fahrrad als tägliches Fortbewegungsmittel umsteigen, muss das Fahrradfahren so komfortabel wie möglich gemacht werden. Das kann auf verschiedenen Wegen passieren. Im Kern ist die Gestaltung einer fahrradfreundlichen Infrastruktur der wichtigste Baustein. Auf dem Weg hin zu einer fahrradfreundlicheren Zukunft sind das Engagement und die Stimme von jedem Einzelnen wichtig und wertvoll. Seid mutig und laut mit der Forderung: „Platz da! Vorfahrt fürs Fahrrad“.

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