Mieten oder Kaufen – Was ist nachhaltiger?

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Die Ressourcen der Erde sind begrenzt. Trotzdem werden mehr Bäume gefällt, als nachwachsen können. Trotzdem wird mehr CO2 produziert, also Ozeane und Wälder absorbieren können. Trotzdem werden mehr Fische aus den Weltmeeren gefischt, als sich Bestände regenerieren können.

All das ist bekannt und wird oft achselzuckend wahrgenommen. Von uns. Von großen Teilen der Wirtschaft. Höchste Zeit für ein Umdenken!

Die Sharing Economy, also die Wirtschaft des Teilens, bietet sich als ein möglicher Lösungsansatz hin zu mehr Nachhaltigkeit an. Und das funktioniert so: Man teilt und mietet anstatt zu kaufen. In diesem Beitrag möchten wir die Sharing Economy aus dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit beleuchten.

Wir stellen kritische Fragen:

  • Wie nachhaltig ist die Konsumart des Mietens wirklich?
  • Ist das Mieten wirklich die nachhaltigere Konsumform als der Kauf?

Windrad vor Sonnenuntergang

Immer mehr Dinge können gemietet werden

Viele Dinge, die wir nur wenig oder gar nur einmal nutzen, müssen wir nicht kaufen. Wir können diese Dinge auch auf andere Weise konsumieren. Das tun wir bereits auch schon: Wir alle kennen das Leihen von Büchern aus der Bibliothek. Bücher werden in der Regel nur ein Mal gelesen und fristen danach ein Dasein als Dekoration im Bücherregal. Sie können jedoch von vielen Menschen gelesen werden und haben kaum Abnutzung. Sich das Buch mit vielen anderen Menschen zu teilen macht da einfach Sinn.

Das zeitweise Nutzen hat sich in den letzten Jahren auf viele weitere Bereiche ausgeweitet: Beim Car Sharing teilen sich mehrere Menschen ein Auto. In vielen Städten stehen unzählige Fahrräder oder Elektro-Roller zur gemeinsamen Leihnutzung zur Verfügung. Meist reicht es eine App aufs Smartphone zu laden und los geht’s.

Wer heute eine Veranstaltung organisiert, kann vom Partyzelt bis hin zur Pflanzendekoration alles leihen und braucht nichts mehr zu kaufen. Immer neue Produkte stehen uns zum Leihen zur Verfügung: So können heute beispielsweise auch Kleidung oder Möbel gemietet werden. Bei immer mehr Dingen stellt sich daher die Frage: Mieten oder Kaufen?

Was steckt hinter dem Trend der Sharing Economy?

Der Begriff Sharing Economy ist ein Sammelbegriff für Geschäftsmodelle, Unternehmen, Online- und Offlineplattformen, die eine geteilte Nutzung von Ressourcen ermöglichen. Direkt ins Deutsche übersetzt bedeutet Sharing Economy die Wirtschaft des Teilens. Es geht also um eine Alternative zur Konsumform des Kaufs. Das Eigentum an einer Sache rückt in den Hintergrund. Im Fokus steht die Nutzung. Es dreht sich dabei alles um die Idee des Gemeinschaftskonsums.

Die Wirtschaft des Teilens hat eine lange Tradition und nimmt rasant Schwung auf

Die Wirtschaft des Teilens hat eine lange Tradition und ist in einigen Bereichen schon lange Normalität. Besonders geeignet ist das Mietmodell für Produkte, die nur selten oder sogar nur einmalig genutzt werden. Ein starkes Wachstum zeigt sich daher beispielsweise bei allen Dingen Rund um Feste wie Hochzeiten oder andere Events. Hochzeiten werden, glaubt man an die wahre Liebe, nur ein Mal im Leben gefeiert. Der Kauf, beispielsweise der Dekoration, lohnt sich nicht für die einmalige Nutzung. Vom Hochzeitsauto über die beliebte Fotobox bis hin zur romantisch-festlichen Dekoration können alle erdenklichen Produkte Rund um die Hochzeit über Plattformen geliehen werden.

Relativ neu ist das zeitweise Leihen von Kleidung. Besonders spannend ist dies bei Baby- und Kinderbekleidung. Diese wird oft nur kurze Zeit getragen, da sie dann schnell zu klein ist. Die passende Kleidung zu leihen macht hier besonders viel Sinn. Die Liste an Produkten, die zur Leihe zur Verfügung stehen ist lang und wächst immer weiter. Die Teilnehmer der Konsumgesellschaft bekommen dadurch neue Möglichkeiten des Konsums. Diese sind flexibler und zunehmend unabhängig vom Eigentum an einem Produkt.

Leihfahrräder

Die gesellschaftliche Bedeutung von Eigentum schwindet rasant

Die Kunden der Sharing Economy waren zu Beginn vor Allem junge Menschen im urbanen Raum. Diese Gruppe hat das Mieten gewissermaßen auch als Lifestyle definiert. Heute ist Mieten statt Kaufen definitiv im Mainstream angekommen. Die Vorteile werden von immer mehr Menschen erkannt und genutzt. Für viele ist das Nutzen attraktiv und die Bedeutung des Eigentums an einer Sache sinkt.

Der Wunsch zu Besitzen rückt für eine neue Generation von Konsumenten immer mehr in den Hintergrund. Experten erwarten, dass dieses Umdenken erst der Anfang einer größeren Bewegung ist. Die Befriedigung der Konsumbedürfnisse fokussiert sich immer stärker auf das Nutzen eines Produktes.

Konsumenten werden zunehmend pragmatischer und wägen die Vor- und Nachteile zwischen Mieten und Kaufen recht nüchtern ab. Ein wichtiger Einfluss hat dabei, dass das Eigentum an einem Produkt seine Kraft als Statussymbol für viele immer mehr verliert. Eine neue Generation von Konsumenten möchte flexibel sein und zieht Befriedigung immer mehr aus Erlebnissen.

Wie schaut es aus, wenn Du Dein eigenes Verhalten hinterfragst:

  • Wie oft und wie lange nutzt Du die Dinge, die Du kaufst wirklich?
  • Wie wichtig ist es Dir etwas zu besitzen? Befriedigt Dich primär das Eigentum oder das Erlebnis der Nutzung?

Mieten spart Geld im Vergleich zum Kauf und ist flexibler

Das zentrale Motiv der meisten Nutzer an der Sharing Economy teil zu haben ist simpel: Es geht ums Geld sparen! Die Hauptmotivation des Teilens von Dingen ist die relativ günstige Möglichkeit zu konsumieren. Die Mietnutzung ist in vielen Fällen deutlich günstiger als der Kauf. Mieten kann Dir demnach in vielen Fällen helfen Geld zu sparen. Besonders gilt dies bei Produkten, die teuer in der Anschaffung sind und selten genutzt werden. Die deutliche Entlastung des eigenen Geldbeutels ist daher der größte Treiber der Sharing Economy. Immer mehr Konsumenten erkennen, dass Mieten günstiger ist. Es entwickelt sich eine neue Form der Konsumgesellschaft.

Mieten spart Geld! Die Nutzung des Wohnmobils ist dafür ein offensichtliches Beispiel. Der Kauf macht aus finanziellen Aspekten kaum Sinn. Die Anschaffungskosten von Wohnmobilen sind sehr hoch und die Nutzung ist bei den meisten Käufern durch den verfügbaren Jahresurlaub stark begrenzt. Wer sich traut, die gesamten Kosten auf die Nutzungstage umzulegen, dem wird schnell schwindelig. Meist sind die umgelegten Kosten pro Tag der Nutzung deutlich höher als vergleichbare Mietpreise.

Darüber hinaus, als Sahnehäubchen sozusagen, hat das Mieten weitere Vorteile: So haben Mietportale von Wohnmobilen eine große Auswahl an unterschiedlichen Fahrzeugen zur Verfügung. Je nach geplanter Reise kann beispielsweise ein größeres oder ein kompakteres Mobil gewählt werden. Weiterhin stehen immer auch die neuesten Modelle bereit.

Zusätzlich hilft das Mieten im Vergleich zum Kauf auch dabei wertvolle Zeit zu sparen. Denn wenn Du von professionellen Anbietern mietest, bekommst Du zum gewünschten Zeitpunkt ein funktionierendes Produkt in gutem Zustand. Du musst Dich nicht um Dinge wie Wartung oder Reparaturen kümmern. Genau diese Dinge rauben oft viel Zeit. Beim Mieten fällt all das komplett weg. Mieten entlastet im Vergleich zum Kaufen nicht nur Deinen Geldbeutel sondern ist auch viel Bequemer und spart jede Menge Zeit.

Je mehr gemietet wird, desto weniger wird produziert

Das klassische Modell, wie wir es im Zeitalter der Konsumgesellschaft kennen gelernt haben schaut so aus: Wir kaufen ein Produkt und nutzen es ausschließlich selbst. Bestenfalls findet eine Nutzung noch im Kreise der Familie statt. Das Credo ist „Meins“. Aus der Perspektive der Nachhaltigkeit kommt diese Herangehensweise nicht gut weg.

In den letzten Jahren hat sich daher das Mieten als attraktive Alternative etabliert. Mieten bedeutet ein Produkt mit anderen zu teilen und es nur für die Zeit der Nutzung in Besitz zu nehmen.

Warum ist das Mieten im Vergleich zum Kauf besser für die Umwelt? Wir haben für Euch die wichtigsten Gründe zusammen gefasst:

Die Herstellung von Dingen ist die größte Belastung der Ökobilanz eines Produkts

Ein Großteil des Fußabdrucks eines Produkts entsteht ganz am Anfang des Lebenszyklus durch die Herstellung. Denn hierbei werden originäre Ressourcen eingesetzt und es wird viel Energie verbraucht. Oft sind auch Verschmutzung von Luft und Wasser nicht vermeidbare Resultate der Produktion.

Der große negative Einfluss auf die Umwelt entsteht also bevor eine Nutzung überhaupt stattfindet. Daraus lässt sich eine ganz einfache Regel ableiten: Je mehr ein Produkt während seines Lebenszyklus genutzt wird, desto nachhaltiger. Warum ist das so? Der Fußabdruck, der durch die Produktion eines Produkts entsteht, verteilt sich dadurch schlicht auf eine viel größere Anzahl der Nutzungen. Weiterhin muss das Produkt am Ende des Lebenszyklus entsorgt werden. Auch dieser ökologische Schaden verteilt sich auf die Nutzungseinheiten.

Besonders nachhaltig sind Produkte dann, wenn Sie in hoher Qualität hergestellt und möglichst oft genutzt werden. Denn dann werden die bei der Herstellung verwendeten Ressourcen und entstandene Verschmutzung auf eine lange Nutzungsdauer verteilt. Der Fußabdruck pro Nutzungseinheit sinkt je mehr ein Produkt während des Lebenszyklus genutzt wird.

Wandpflanzen

Sharing Economy unterstützt die Herstellung von Qualitätsprodukten

Das kommerzielle Vermieten von Produkten trägt in diesem Zusammenhang auch dazu bei, dass mehr Produkte hoher Qualität hergestellt werden. Denn eine hohe Produktqualität ist schlicht eine Voraussetzung, um ein Produkt kommerziell zu vermieten. Billigprodukte, die im Bereich des Kaufkonsums üblich sind, eignen sich nicht für das verleihen. Ihre Qualität lässt eine intensive Nutzung gar nicht zu. Schließlich kann nur bei Produkten mit hoher Qualität gesichert werden, dass Kunden auch nach mehrmaliger Nutzung immer noch eine konstant hohe Qualität bekommen. Niemand möchte ein ausgeleiertes, verbleichtes Kleidungsstück mieten.

Daher kann die Sharing Economy auch als eine Art Gegenspieler zum Konsumcredo „Geiz ist geil“ gesehen werden. Schnelllebige, qualitativ minderwertige Produkte, die billig angeboten werden, funktionieren im Geschäftsmodell der Vermietung nicht.

Car Sharing als eindrucksvolles Beispiel der Vorteile des Teilens von Dingen

Bei der Produktion von Autos werden viele wertvolle Ressourcen benötigt und große Mengen an Energie verbraucht. Die größte Belastung eines Autos hat also schon statt gefunden, bevor es den ersten Kilometer gerollt ist. Die Ökobilanz eines Autos, über die gesamte Lebenszeit hinweg gesehen, hängt stark davon ab wie viel es genutzt wird. Oder anders ausgedrückt: Auf wie viele gefahrene Kilometer kann der Fußabdruck der Herstellung und der Entsorgung umgelegt werden?

Im Schnitt wird ein Auto in Deutschland pro Tag weniger als 1 Stunde benutzt. Das bedeutet, dass es mehr als 23 Stunden ungenutzt geparkt wird. In Großstädten ist die Situation teilweise noch extremer. Wenn wir bedenken, dass ein Auto eine begrenzte Nutzungsdauer hat, geht dadurch viel Nutzpotential verloren. Aus Perspektive der Nachhaltigkeit ist dies sehr problematisch, da die Ökobilanz pro gefahrenem Kilometer dann extrem hoch ist.

Ein weiterer positiver Nebeneffekt für mehr Nachhaltigkeit rührt aus der Flexibilität der gemeinsamen Nutzung von Autos. Viele Nutzer kombinieren die Nutzung von gemieteten Autos mit der Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln.

Durch die Sharing Economy steigert sich die Nutzungsintensität eines Produktes signifikant

Der größte Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit entsteht also durch die deutlich erhöhte Nutzungsintensität eines Produkts über seine Lebensdauer hinweg. Im Vergleich zum Modell des Kaufens und der darauf folgenden privaten Nutzung verteilt sich der ökologische Fußabdruck der Herstellung beim gemeinsamen Konsum über viel mehr Nutzungseinheiten.

Besonders eindrücklich ist dies wiederrum beim Auto. Im Durschnitt teilen sich 35 Nutzer ein Car Sharing Auto. Sicherlich würden nicht alle dieser Nutzer alternativ ein eigenes Auto kaufen. Doch die Nachricht ist klar: Wenn wir ein Produkt gemeinsam nutzen und auf das individuelle Eigentum verzichten, muss deutlich weniger produziert werden. Als Folge werden viel weniger Ressourcen und Energie durch die Herstellung verbraucht.

Doch nicht nur beim Auto sondern auch bei vielen anderen Dingen entstehen Vorteile für die Nachhaltigkeit. So können Dekorationsartikel einer Hochzeit viele Male genutzt werden. Das schützt nicht nur die Umwelt sondern erlaubt im Vergleich zum Kauf auch eine schönere, festlichere Deko mit dem gleichen Budget.

Baby- und Kinderkleidung wird oft nur wenige Monate oder gar wenige Wochen genutzt. Die Ökobilanz des Kaufs ist daher besonders problematisch. Im Umkehrschluss ist das Potential, durch Ansätze der Sharing Economy für mehr Nachhaltigkeit im Konsum zu sorgen, besonders hoch. Hochwertige Kleidung für Babys und Kinder können für die Zeit, in der sie benötigt werden geliehen werden. Danach stehen Sie zur weiteren Nutzung zur Verfügung. Das schont den Geldbeutel und ist gut für die Umwelt.

Zusammenfassung: Ein Plädoyer für mehr Teilen

Das Mieten und damit das Teilen von Dingen ist eine einfache und effektive Möglichkeit, um den eigenen Konsum nachhaltiger zu gestalten. Der positive Effekt auf die Nachhaltigkeit entsteht hauptsächlich dadurch, dass weniger Dinge produziert werden. Produkte, die sich viele Konsumenten teilen, werden während ihrer Lebenszeit deutlich intensiver genutzt.

Vom Forschungsministerium finanzierte Untersuchungen zeigen, dass die Ökobilanz der Sharing Economy im Vergleich zum klassischem Konsum deutlich besser ist. Die Wirtschaft des Teilens trägt also dazu bei die Umwelt zu entlasten. Der Effekt entsteht hauptsächlich dadurch, dass wir weniger Kaufen, um unsere Konsumbedürfnisse zu befriedigen. Dadurch werden weniger Dinge produziert und Ressourcen geschont.

Das Mieten statt Kaufen ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern hat auch weitere attraktive Vorteile. Zum einen ist es super flexibel. Wir können aus einer großen Auswahl an Produkten auswählen. Wir müssen uns nicht wie beim Kauf festlegen. Der Hauptvorteil für viele ist ein ganz einfacher: Mieten spart im Vergleich zum Kauf bares Geld. Wir zahlen ausschließlich für die Zeit der Nutzung.

Dinge mit anderen zu teilen ist eine Konsumform, die helfen kann eine nachhaltigere Welt zu gestalten. Und das wunderschöne dabei: Es macht Spaß, ist flexibel und schont den Geldbeutel.

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